Frage: Mit dem Green Deal der EU-Kommission gehen eine Vielzahl von gesetzlichen Änderungen im Nachhaltigkeitsbereich einher, viele von ihnen im Bereich der Berichterstattung auch für KMU. Welche Empfehlungen können Sie den mittelständischen Firmen geben, hier den Überblick zu behalten?
Mit dem DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex) sind Sie auf jeden Fall auf der „sicheren Seite“. Er bietet einen guten Einstieg in die Berichterstattung und passt sich jeweils an die aktuellen gesetzlichen Anforderungen an. Und er ist anschlussfähig an andere Rahmenwerke, sodass z.B. doppelte Arbeiten vermieden werden können. Freiwilligkeit im Nachhaltigen Wirtschaften wird eben mehr und mehr abgelöst durch strengere gesetzliche Vorgaben, wie die neue Berichtspflicht mit der CSRD, EU-Taxonomie und das Lieferkettengesetz. Dazu kommen die aktuellen Fokusthemen wie CO2 Bilanzierung und Kreislaufwirtschaft, die ebenfalls gesetzlich immer stärker untermauert und getrieben werden.
Frage: Die genaue Ausgestaltung des europäischen Berichtsstandards im Bereich der Nachhaltigkeit soll erst bis Mitte nächsten Jahres verabschiedet werden. Die Berichtspflicht nach dem neuen Standard beginnt für bislang noch nicht berichtspflichte große Unternehmen sogar erst 2025 (Bericht 2026), für KMU teilweise erst 2028. Haben diese Unternehmen also noch viel Zeit und sollten sich lieber aktuelleren Herausforderungen stellen?
Auch wenn die verpflichtende Berichterstattung für KMUs noch nicht morgen kommt: Beginnen Sie jetzt schon damit, Strukturen für ein Nachhaltigkeitsmanagement aufzubauen, Multiplikatoren und Verantwortliche im Unternehmen zu finden, Daten zu erfassen und das Nachhaltigkeitsbewusstsein insgesamt auf allen Ebenen zu fördern. Der Bericht spiegelt immer nur die Prozesse wider, die im Unternehmen laufen. Und Prozesse aufzusetzen und diese zum Leben zu bringen, braucht einfach seine Zeit! Unternehmen, die sich auf den Weg zu mehr und ernst gemeinter Nachhaltigkeit machen, profitieren auf vielfältige Weise davon: sei es als attraktiver Arbeitgeber:innen, als Innovationstreiber:innen oder als Garant für Krisenfestigkeit.
Frage: Bislang war der Deutsche Nachhaltigkeitskodex immer ein vereinfachter Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Welche Rolle wird er nach Ihrer Einschätzung in den nächsten Jahren spielen?
Wie oben schon erwähnt, bin ich überzeugt davon, dass der DNK auch durch seine enge Anbindung an den deutschen RNE weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird. Durch seine hervorragende Vernetzung wird er die Entwicklungen beim ESRS aus nächster Nähe beobachten und dementsprechend darauf reagieren können. Anschlussfähigkeit ist und bleibt ein großes Plus des DNK. Ich bin sicher, dass eine Hinführung auf die Erfordernisse des zukünftigen Berichtsstandards ESRS durch den DNK gelingt.
Gudrun Engelhardt ist Referentin im #csrkommkon – Seminar zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung und zu „CSRD und der Mittelstand“.