Frage: Für die soziale und ökologische Transformation der Wirtschaft und des eigenen Unternehmens bedarf es Kennzahlen und Bewertungsansätze zur Steuerung und Überwachung dieses Prozesses. Hierfür hat sich der Begriff des „Green Controllings“ eingebürgert. Wie beurteilen Sie dessen momentanen Entwicklungsstand?
Zielsetzung des Green Controllings ist es, ökonomische, soziale und ökologische Themen gleichwertig in der Unternehmensführung und -steuerung zu verankern. Wo stehen wir gerade? Nachhaltigkeit ist sehr häufig in Unternehmen in Nachhaltigkeits- und Kommunikationsabteilungen verankert. Dabei gehört nachhaltiges Engagement auf jede CFOs Agenda und damit auch auf die Roadmap von Controller:innen. Langsam beginnt der Change. Es gibt sogar eine berufsständische Vertretung. Der Fachkreis „Green Controlling“ des Internationalen Controllerverein (ICV) hat dieses Thema bereits 2011 aufgegriffen. Ende November werden die aktuellen Ergebnisse der 3. Studie zum Stand der Integration publiziert. Wer mehr wissen will, ist herzlich eingeladen (20. CCS am 24.11.2022, online, www.icv-controlling.com/ccs)
Frage: Mit der Prüfpflicht steigen die Anforderungen an Aussagekraft und Verlässlichkeit der Angaben im Nachhaltigkeitsbericht und erfordern eine enge Abstimmung zwischen Nachhaltigkeitsmanagern und den Verantwortlichen für die interne und externe, finanzielle und nicht-finanzielle Kommunikation. Welche Hürden gilt es dabei zu überwinden?
Eine der größten Hürden ist es, Awareness in den Unternehmen über alle Funktionseinheiten hinweg in Bezug auf die Aussagekraft und Verlässlichkeit der ökologischen und sozialen Informationen zu schaffen. Kennzahlen, die bisher ausschließlich intern berichtet wurden, müssen nun zum Wirtschaftsjahr vorliegen und können nachträglich nicht mehr geändert werden. Kommunikation und Marketing müssen sich mit Finance oder Controlling abstimmen, wenn sie unterjährig ökologische und soziale Themen berichten. Stimmige Zahlen, stimmige Botschaften. Das Positive: Greenwashing bekommt mehr und mehr seine Grenzen gesetzt.
Frage: Welcher Stellenwert kommt den für Datensammlung und -verdichtung eingesetzten IT-Systemen zu?
Den Stellenwert von IT- Systemen zum Management von nachhaltigen Daten kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Klimaschutzziele der EU, CO2-Ziele, Sorgfaltspflichten in Lieferketten, Arbeitgeberattraktivität oder der Zugang zum Kapitalmarkt – eine Steuerung ohne nicht finanzielle Informationen wird nicht gelingen. Theoretisch wäre das auch nicht schwer. Was für den Euro gilt, gilt auch für ökologische und soziale Kennzahlen. Sie durchlaufen den normalen Steuerungskreislauf: von der Planung über Reporting bis hin zum Jahresabschluss oder Rating. IT-Systeme können heute kaufmännische Prozesse. Ökologische und soziale Datensammlungen finden in Excel statt. Und genau das ist die Herausforderung für die nächsten Jahre: Angebote für integrierte, nachhaltige IT-Lösungen zu schaffen!
Claudia Maron ist Referentin im Workshop IT Unterstützung & Reporting