Frage: Osnabrück hat den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020 erhalten. Welche Bedeutung hatte die Auszeichnung für Sie: für Ihre Arbeit und für Ihre Kommunikation?
Die Bewerbung zum Nachhaltigkeitspreis war für Osnabrück eine hervorragende Gelegenheit einmal Bilanz zu ziehen und die vielfältigen Aktivitäten, die wir in den unterschiedlichen Dienststellen der Stadtverwaltung aber auch in unseren Beteiligungen umsetzen, einmal systematisch zu erfassen. Dies gab uns auch die Gelegenheit zu überprüfen, wo wir in Bezug auf die von uns angestrebten strategischen Ziele für eine nachhaltige Stadtentwicklung stehen. Die war auch eine Möglichkeit ein Benchmark zu erlangen, wo Osnabrück im interkommunalen Vergleich steht. Das wir den Preis dann noch gewonnen haben, hat uns enorm angespornt dieses Weg weiter zu beschreiten. Es stellt aber auch eine große Verpflichtung dar, diesen großen Ansprüchen auch zu genügen. Das wir hier nicht nachlassen werden zeigen drei grundlegende Beschlüsse des Rates der Stadt Osnabrück aus der jüngeren Zeit. Zum einen zielen wir die Klimaneutralität der Verwaltung bis 2030 und die der Gesamtstadt bis 2040 an. Zum zweiten wurde dem Schutz und der Entwicklung der grünen Finger eine hervorragende Bedeutung eingeräumt und damit das Leitbild die Stadt vom Freiraum her zu planen, deutlich gestärkt. Und zuletzt hat sich der Rat verpflichtet beim Umbau und Neubau von Radverkehrsinfrastrukturen höchste Maßstäbe anzusetzen und damit die Verkehrswende, fort vom motorisierten Individualverkehr, weiter voranzutreiben.
Frage: Was macht die Smart City Osnabrück aus?
Das Bedeutendste bei der Entwicklung zur smarten Stadt ist für uns, den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. Technik ist kein Selbstzweck, sondern muss uns helfen den Alltag besser und einfacher zu gestalten. Daneben soll sie uns helfen, die großen Herausforderungen, die im Zuge des Klimawandels und der Anpassung an diesen vor uns liegen. Eine smarte Stadt ist für uns:
- Technologisch fortschrittlich. Sie versucht Lösungen für die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln und dabei den zielgerichteten Einsatz von moderner Technologien zu fördern.
- Lebenswert und inklusiv. Sie stellt das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt und schließt niemanden aus.
- Nachhaltig und Widerstandsfähig. Sie ist durch einen vorausschauenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen geprägt.
Bei der derzeit in Erarbeitung befindlichen Smart City Strategie setzen wir daher auf eine breite Mitwirkung der Stadtgesellschaft und versuchen hierüber hinaus auch den Wissenstransfer mit der Region sicherzustellen. Es gilt dabei aber auch keine Menschen zurückzulassen und die berechtigten Interessen von Datenschutz und Sicherheit sehr ernst zu nehmen. Unsere Mission kann dabei wie folgt beschrieben werden: wir möchten digitale Technologien so vorantreiben, dass sie der gesamten Stadtgesellschaft in allen Lebensbereichen nutzen. Wir befähigen alle Menschen, aufgeklärt und selbstbestimmt den digitalen Wandel mitzugestalten. Das smarte Osnabrück bleibt dabei Osnabrück, nur besser.
Frage: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der nachhaltigen Entwicklung der Stadt Osnabrück?
Digitalisierung ist ein wichtiger Baustein einer nachhaltigen Entwicklung und wirkt in viele Themenfelder hinein. Sie beginnt für uns bei der Bereitstellung offener Daten als Grundlage für die Planung oder die Entwicklung von Lösungen. Hierzu bauen wir derzeit eine urbane Datenplattform auf. Ein wichtiges Themenfeld hierin sind Sensordaten, die uns helfen sollen, Zusammenhänge besser zu verstehen und unsere Planungen und Aktivitäten zu verbessern. So wird derzeit im Zuge eine Forschungsprojektes der Stresspegel von Radfahrern erfasst, um besonders kritische Stellen im Radverkehrsnetz zu erkennen und zu verbessern. Eine andere Sensorlösung erproben wir im Bereich der Bodenfeuchtemessung. Dies kann zum einen helfen Ressourcen zielgerichtete einzusetzen (z.B. bei der Stadtbaumbewässerung) oder die Wasseraufnahmefähigkeit von Böden zu beurteilen und dies in den Zusammenhang mit dem Schutz vor den Auswirkungen von Starkregenereignissen zu stellen. Digitalisierung wird uns auch dabei helfen unsere Beteiligungsangebote breiter aufzustellen und ggf. Zielgruppen zu erreichen, die in konventionellen Beteiligungsverfahren bisher unberücksichtigt wurden. Daher arbeiten wir an einer digitalen Beteiligungsplattform, die perspektivisch dezentrale Angebote bündeln soll und schon heute neue Zugänge und Möglichkeiten der Beteiligung liefert. Gute digitale Prozesse werden uns zudem dabei helfen, mehr Ressourcen für inhaltliche und fachliche Arbeit zu generieren. Denn auch wir sehen uns in vielen Fällen einem enormen Fachkräftemangel ausgesetzt und sind geradezu dazu verpflichtet Dinge einfacher und schneller zu machen, um Freiräume für die fachliche Arbeit zu gewinnen.
Dr. Claas Beckord ist Referent im Workshop Nachhaltigkeitskommunikation von Kommunen und Zusammenarbeit mit Unternehmen