Drei Fragen an Annette Schimmel

Drei Fragen an Annette Schimmel

Sie leiten in Bremerhaven das Projekt „Green Economy“. Was verbirgt sich dahinter? 

Weithin sichtbarer Leuchtturm unseres Green Economy Projektes ist das nachhaltige Gewerbegebiet Lune Delta, das wir derzeit auf einer Fläche von insgesamt 150 ha im Stadtsüden entwickeln. Mit Lune Delta wollen wir für Unternehmen geeignete Rahmenbedingungen schaffen, zukunftssicher, also nachhaltig, zu wirtschaften. Zum Gebietsauftakt planen wir ein grünes Gründerzentrum, das die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) kürzlich mit dem Vorzertifikat in Platin ausgezeichnet hat. Das Zentrum soll auf Grund der nachhaltigen Bauweise und dem nachhaltigen Umfeld für junge Unternehmen der Green Economy zu einem Heimathafen werden. Es eröffnet die Möglichkeit, die Unternehmen bei den Herausforderungen des Klimawandels und zugleich auch des Strukturwandels aktiv zu begleiten. Denn nachhaltiges Wirtschaften ist eine große Herausforderung – beinhaltet aber auch große Chancen. 

 

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeitskommunikation in Ihrem Projekt? 

Obwohl in Bremerhaven seit über 40 Jahren das international renommierte Klimaforschungsinstitut AWI (Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung) beheimatet ist und das Klimahaus seit seiner Eröffnung in 2009 jährlich mehrere Hunderttausend Besucher hat, ist Bremerhaven in der Öffentlichkeit immer noch kein Hot Spot in Sachen Nachhaltigkeit. Von daher bemühen wir uns im Rahmen unserer Kommunikation nach außen ständig darum, Bremerhaven als Wirtschaftsstandort für die „Green Economy“ zu präsentieren. Ein wichtiger Baustein ist unser Blog (www.green-economy-bremerhaven.de), auf dem wir wöchentlich mindestens einen Beitrag über unsere umweltaktive und nachhaltige Wirtschaft und Wissenschaft veröffentlichen. 

 

Wie ist die Zusammenarbeit der Stadt Bremerhaven mit Unternehmen? Wer ist Treiber in Sachen Nachhaltigkeit?  

Die BIS Wirtschaftsförderung ist eine städtische Gesellschaft und hat die primäre Aufgabe, Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen. Hierfür stehen uns verschiedene Instrumente (Förderprogramme, Immobilien, Flächen etc.) zur Verfügung. Da wir der Meinung sind, dass nur nachhaltiges Wirtschaften zukunftsfähig ist, unterstützen wir Unternehmen dabei, sich dahingehend zu transformieren. Wir agieren dabei aber nicht alleine, sondern kooperieren mit vielen Partnern wie z.B. mit der Hochschule Bremerhaven und den zahlreichen wissenschaftlichen Einrichtungen in der Stadt. Um unserer Vorbildfunktion in Sachen Nachhaltigkeit nachzukommen, haben wir eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt und bereits zweimal nach dem Deutschen Nachhaltigkeits Kodex berichtet.  

Annette Schimmel ist Referentin im Workshop Nachhaltigkeitskommunikation von Kommunen und Zusammenarbeit mit Unternehmen

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Drei Fragen an Dr. Claas Beckord

Drei Fragen an Dr. Claas Beckord

Frage: Osnabrück hat den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020 erhalten. Welche Bedeutung hatte die Auszeichnung für Sie: für Ihre Arbeit und für Ihre Kommunikation? 

Die Bewerbung zum Nachhaltigkeitspreis war für Osnabrück eine hervorragende Gelegenheit einmal Bilanz zu ziehen und die vielfältigen Aktivitäten, die wir in den unterschiedlichen Dienststellen der Stadtverwaltung aber auch in unseren Beteiligungen umsetzen, einmal systematisch zu erfassen. Dies gab uns auch die Gelegenheit zu überprüfen, wo wir in Bezug auf die von uns angestrebten strategischen Ziele für eine nachhaltige Stadtentwicklung stehen. Die war auch eine Möglichkeit ein Benchmark zu erlangen, wo Osnabrück im interkommunalen Vergleich steht. Das wir den Preis dann noch gewonnen haben, hat uns enorm angespornt dieses Weg weiter zu beschreiten. Es stellt aber auch eine große Verpflichtung dar, diesen großen Ansprüchen auch zu genügen. Das wir hier nicht nachlassen werden zeigen drei grundlegende Beschlüsse des Rates der Stadt Osnabrück aus der jüngeren Zeit. Zum einen zielen wir die Klimaneutralität der Verwaltung bis 2030 und die der Gesamtstadt bis 2040 an. Zum zweiten wurde dem Schutz und der Entwicklung der grünen Finger eine hervorragende Bedeutung eingeräumt und damit das Leitbild die Stadt vom Freiraum her zu planen, deutlich gestärkt. Und zuletzt hat sich der Rat verpflichtet beim Umbau und Neubau von Radverkehrsinfrastrukturen höchste Maßstäbe anzusetzen und damit die Verkehrswende, fort vom motorisierten Individualverkehr, weiter voranzutreiben.  

Frage: Was macht die Smart City Osnabrück aus? 

Das Bedeutendste bei der Entwicklung zur smarten Stadt ist für uns, den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. Technik ist kein Selbstzweck, sondern muss uns helfen den Alltag besser und einfacher zu gestalten. Daneben soll sie uns helfen, die großen Herausforderungen, die im Zuge des Klimawandels und der Anpassung an diesen vor uns liegen. Eine smarte Stadt ist für uns:  

  • Technologisch fortschrittlich. Sie versucht Lösungen für die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln und dabei den zielgerichteten Einsatz von moderner Technologien zu fördern. 
  • Lebenswert und inklusiv. Sie stellt das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt und schließt niemanden aus. 
  • Nachhaltig und Widerstandsfähig. Sie ist durch einen vorausschauenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen geprägt. 

Bei der derzeit in Erarbeitung befindlichen Smart City Strategie setzen wir daher auf eine breite Mitwirkung der Stadtgesellschaft und versuchen hierüber hinaus auch den Wissenstransfer mit der Region sicherzustellen. Es gilt dabei aber auch keine Menschen zurückzulassen und die berechtigten Interessen von Datenschutz und Sicherheit sehr ernst zu nehmen. Unsere Mission kann dabei wie folgt beschrieben werden: wir möchten digitale Technologien so vorantreiben, dass sie der gesamten Stadtgesellschaft in allen Lebensbereichen nutzen. Wir befähigen alle Menschen, aufgeklärt und selbstbestimmt den digitalen Wandel mitzugestalten. Das smarte Osnabrück bleibt dabei Osnabrück, nur besser. 

Frage: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der nachhaltigen Entwicklung der Stadt Osnabrück?  

Digitalisierung ist ein wichtiger Baustein einer nachhaltigen Entwicklung und wirkt in viele Themenfelder hinein. Sie beginnt für uns bei der Bereitstellung offener Daten als Grundlage für die Planung oder die Entwicklung von Lösungen. Hierzu bauen wir derzeit eine urbane Datenplattform auf. Ein wichtiges Themenfeld hierin sind Sensordaten, die uns helfen sollen, Zusammenhänge besser zu verstehen und unsere Planungen und Aktivitäten zu verbessern. So wird derzeit im Zuge eine Forschungsprojektes der Stresspegel von Radfahrern erfasst, um besonders kritische Stellen im Radverkehrsnetz zu erkennen und zu verbessern. Eine andere Sensorlösung erproben wir im Bereich der Bodenfeuchtemessung. Dies kann zum einen helfen Ressourcen zielgerichtete einzusetzen (z.B. bei der Stadtbaumbewässerung) oder die Wasseraufnahmefähigkeit von Böden zu beurteilen und dies in den Zusammenhang mit dem Schutz vor den Auswirkungen von Starkregenereignissen zu stellen. Digitalisierung wird uns auch dabei helfen unsere Beteiligungsangebote breiter aufzustellen und ggf. Zielgruppen zu erreichen, die in konventionellen Beteiligungsverfahren bisher unberücksichtigt wurden. Daher arbeiten wir an einer digitalen Beteiligungsplattform, die perspektivisch dezentrale Angebote bündeln soll und schon heute neue Zugänge und Möglichkeiten der Beteiligung liefert. Gute digitale Prozesse werden uns zudem dabei helfen, mehr Ressourcen für inhaltliche und fachliche Arbeit zu generieren. Denn auch wir sehen uns in vielen Fällen einem enormen Fachkräftemangel ausgesetzt und sind geradezu dazu verpflichtet Dinge einfacher und schneller zu machen, um Freiräume für die fachliche Arbeit zu gewinnen.  

Dr. Claas Beckord ist Referent im Workshop Nachhaltigkeitskommunikation von Kommunen und Zusammenarbeit mit Unternehmen

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Drei Fragen an Professor Manfred Kirchgeorg und Jessica Mazurek

Drei Fragen an Professor Manfred Kirchgeorg und Jessica Mazurek

Frage:  Produktbezogene Nachhaltigkeitsaussagen haben Konjunktur. Dennoch fehlt es an Wissen über das Verständnis und die Wirkung dieser Aussagen bei den Konsumenten. Was bewegt Sie, in diesem Bereich zu forschen?  

Um den Wandel hin zu nachhaltigem Konsum zu befördern, ist es notwendig alle Konsumentinnen und Konsumenten abzuholen. Dabei ist Verständlichkeit von Nachhaltigkeitsaussagen eine wesentliche Voraussetzung, um die Informationen auch in nachhaltige Handlungen umzuwandeln. Jedoch besteht immer noch eine große Lücke zwischen der bekundeten Kaufabsicht und dem realen Verhalten. Besonders die Herausforderung, diese sogenannte Intention-Action-Gap mit effektiver Nachhaltigkeitskommunikation und Verhaltensanreizen zu schließen, macht die Forschung in diesem Bereich so spannend.  

Frage:  Durch welche Eigenschaften zeichnen sich empfehlenswerte Nachhaltigkeitsaussagen in der Produktkommunikation aus? Geben Sie uns doch bitte zwei Beispiele für besonders gute und weniger geeignete Aussagen!  

Empfehlenswerte produktspezifische Nachhaltigkeitsclaims sind einerseits standardisiert, das heißt sie sind durch standardisierte und wissenschaftlich anerkannte Prüfmethoden untermauert und (von unabhängigen Zertifizierungsorganisation) geprüft worden. Transparenz ist ein weiterer wesentlicher Qualitätsfaktor. Wenn die verwendeten Informationen von Konsument:innen einsehbar sind, kann das positive Effekte auf die Glaubwürdigkeit der getroffenen Nachhaltigkeitsaussagen haben. Nicht zuletzt sollten Produktclaims spezifisch, genau und zutreffend formuliert sein, um aufgrund von fehlender Wesentlichkeit Greenwashing Vorwürfe zu vermeiden.  

Ein Paradebeispiel aus dem Universum der Nachhaltigkeitsclaims ist „Mehrweg“, das klaren Verwendungsbestimmungen unterliegt und bereits gut in der Kommunikation etabliert ist. Dahingegen ist der Begriff „Zero Waste“ nicht empfehlenswert, da er suggeriert, dass keine Abfälle entlang des Produktlebenszyklus entstehen, was irreführend ist.  

Der Produktclaim „aus fairem Handel“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie differenziert Nachhaltigkeitskommunikation sein kann, da diese Aussage sowohl auf Unternehmens- sowie auch auf Produktebene verwendet wird. Es empfiehlt sich jedoch, diesen Claim nur mit ergänzender Nennung des genutzten Standards (z.B. Fair Trade Siegel) zu verwenden. Der Claim „sozialverträgliche Lieferkette“, wie sie durch das 2023 in Kraft tretende Lieferkettengesetz reguliert wird, eignet sich hingegen nicht für die Endkundenkommunikation, da die Einhaltung dieser Standards als Selbstverständlichkeit angesehen werden sollten. 
 

Frage: Wie hat sich das Verständnis für Nachhaltigkeitsaussagen seit ihrer ersten Studie 2014 entwickelt? 

Im Vergleich zur ersten Befragung im Jahr 2014, hat die Verständlichkeit und Kaufrelevanz der betrachteten Nachhaltigkeitsclaims zugenommen. Es lassen sich kaum Verständnisunterschiede nach soziodemografischen Kriterien feststellen. Unabhängig von Geschlecht und Bildungsniveau hat sich die Verständlichkeit über alle Altersstufen hinweg verbessert. Es zeigen sich jedoch Unterschiede auf individueller Ebene der Claims. Von den insgesamt 20 abgefragten Claims wurde 8 aus der Studie aus 2014 wieder aufgenommen. Vor allem klimarelevante Claims wie „klimaneutral“ und „CO2-kompenisert“ sind aufgrund ihrer geringen Verständlichkeit und Kaufrelevanz noch wenig akzeptiert. Dies verdeutlicht die steigende Wahrnehmung und Relevanz der nachhaltigkeitsbezogenen Produktaussagen. Es ist deshalb umso wichtiger, eine transparente und effiziente Kundenkommunikation bei der Verwendung der Green Claims anzustreben.  

Prof. Dr. Manfred Kirchgeorg und Jessica Mazurek sind ist Referenten im Workshop Augen auf bei Green Claims!

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Drei Fragen an Peter Uhlig, Manager Sustainability GS1

Drei Fragen an Peter Uhlig, Manager Sustainability GS1

Frage: GS1 ist im öffentlichen Bewusstsein wenig bekannt. Dabei gehen wir täglich mit den Ergebnissen der Arbeit von GS1 um: mit Barcodes, Scannern und Daten. Was war Ihre Motivation und Ihr Ziel sich gerade mit einem Leitfaden für „Sustainable Product Claims“ zu beschäftigen? Und das nicht zum ersten Mal? 

Als globale neutrale Plattform für Handel und Industrie sowie als Not-for-Profit Organisation beschäftigen wir uns mit einer Vielzahl unterschiedlicher Herausforderungen unserer Community. Diese betreffen zum einen klassisch datengetriebene Problemstellungen, die beispielsweise in Form der von Ihnen aufgezählten Lösungswege kanalisiert werden. Zum anderen gibt es Sonderthemen, die unsere Kunden umtreiben. So wurde in diesem Fall von unserem Expertengremium im Bereich Nachhaltigkeit der Wunsch geäußert, einen Leitfaden zu erstellen, der den Unternehmen eine Orientierungshilfe für die Anwendung nachhaltigkeitsbezogener Produktaussagen bietet. Dies geschah erstmalig 2014. Mit der Neuauflage im Jahr 2022 wird GS1 den dynamischen Veränderungen gerecht, die bei dem Thema im Laufe der Jahre stattgefunden haben. Die zunehmenden Erwartungshaltungen in dem Bereich, insbesondere vom Gesetzgeber und von der Gesellschaft, lassen vermuten, dass es in den kommenden Jahren weitere Neuauflagen mit kürzeren Intervallen erfordern wird. 

Frage:  Mit Ihrem Leitfaden zeigen Sie das Spannungsfeld zwischen gesetzlicher Normierung von Begriffen und dem Verständnis von Verbrauchern auf. Wie beurteilen Sie dabei die zunehmende Verschärfung der gesetzlichen Regelungen? 

Mit den regulatorischen Anpassungen, welche bereits erfolgt sind, aber auch weiterhin erfolgen werden, will der Gesetzgeber auf die vorherrschende Diskrepanz zwischen Aussagen seitens Unternehmen und Verständnis seitens Konsument:innen reagieren. Das wurde in den letzten Jahren in erster Linie durch eine zunehmende Zahl von Gerichtsurteilen vorgenommen. Durch die angekündigte europäische Green Claims Initiative sowie die UWG-Novelle, die für das kommende Jahr erwartet wird, werden auf regulatorischer Ebene weitere Anforderungen daran erwartet, welche Aussagen in welcher Form von Unternehmen getroffen werden dürfen. Am Ende wird natürlich als Ergebnis erhofft, dass die Transparenz erhöht und sich somit Product Claims und Kundenverständnis zunehmend annähern. 

Frage: Der Leitfaden ist in Zusammenarbeit mit namhaften Praxispartnern entstanden. Was waren ihre wichtigsten Erkenntnisse in diesem Prozess? 

Zunächst ist hervorzuheben, dass es sich bei den Unternehmenspartnern aus einer Mischung aus Handel und Industrie handelte. Diese Konstellation wählten wir bewusst, um verschiedene Perspektiven und Erfahrungen auf das Thema zu erhalten. Auch die weitere Einbindung erfahrener Expert:innen, wissenschaftlicher Einrichtungen sowie eines Fachanwalts boten die erforderliche Expertise für den vorliegenden Leitfaden.  

Als wichtigste würde ich die Erkenntnis nennen, dass die meisten Produktaussagen keine Schwarz-Weiß Unterscheidung zulassen. Die Diskussionen in der Gruppe, von der Definition der Begriffe bis hin zu deren Eignung, wurden daher sehr intensiv geführt, was zur Qualität des Dokuments beigetragen, aber auch die Schwierigkeit des Themenfelds unterstrichen hat. Weiterhin hat sich beim Austausch und in der Recherche die wachsende Dynamik des Themas eindrucksvoll gezeigt. Deshalb ist davon auszugehen, dass in zwei Jahren bereits ein inhaltlich stark veränderter Leitfaden vorliegen wird. In unserer Recherche hat sich zudem gezeigt, wie unterschiedlich einzelne Begriffe von verschiedenen Anspruchsgruppen bisher definiert und verstanden werden. Als Paradebeispiel hierfür nehme ich am liebsten den Claim „Regionales Produkt“. Konsument:innen verstehen diese Aussage vermeintlich gut. Beschäftigt man sich jedoch mit ihrer Definition, wird deutlich, dass sie alles andere als eindeutig ist. 

 Peter Uhlig ist Referent im Workshop Augen auf bei Green Claims!

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Drei Fragen an Hannah Witting

Drei Fragen an Hannah Witting

Frage:  Warum sollten sich Unternehmen mit dem Thema der CO2-Bilanzierung beschäftigen?  
Klimareporting an Kunden, Investoren und den Gesetzgeber wird zum Standard. Neben der Verpflichtung schafft die Klimabilanzierung Transparenz, die zu erstaunlichen Erkenntnissen führt und die Möglichkeit eröffnet den eigenen Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Transformation zu Klimaneutralität anzugehen.  

Frage: Welches sind die ersten Schritte in den Einstieg in eine Klimastrategie?  
Der Einstieg in eine Klimastrategie ist eine überzeugte Geschäftsführung, die Ressourcen zur Verfügung stellt, die Strategie mit ausarbeitet und dann konsequent die Strukturen und Prozesse daran ausrichtet.  

Frage: Worin liegen nach Ihrer Erfahrung die größten Hürden in der Erarbeitung und Durchsetzung einer Klimastrategie im Unternehmen?
Die größte Hürde bei der Erarbeitung und Durchsetzung einer Klimastrategie ist das fehlende Know-how. CO2 ist keine Größe, mit der Unternehmen in der Vergangenheit gearbeitet haben. Zudem ist Klima ein Querschnittsthema: alle Bereiche des Unternehmens sind betroffen und sollten einbezogen werden.  

Hannah Witting ist Referentin im #csrkommkon – Seminar zur CO2-Bilanzierung. 

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Drei Fragen an Gudrun Engelhardt

Drei Fragen an Gudrun Engelhardt

Frage: Mit dem Green Deal der EU-Kommission gehen eine Vielzahl von gesetzlichen Änderungen im Nachhaltigkeitsbereich einher, viele von ihnen im Bereich der Berichterstattung auch für KMU. Welche Empfehlungen können Sie den mittelständischen Firmen geben, hier den Überblick zu behalten? 

Mit dem DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex) sind Sie auf jeden Fall auf der „sicheren Seite“. Er bietet einen guten Einstieg in die Berichterstattung und passt sich jeweils an die aktuellen gesetzlichen Anforderungen an. Und er ist anschlussfähig an andere Rahmenwerke, sodass z.B. doppelte Arbeiten vermieden werden können.
Freiwilligkeit im Nachhaltigen Wirtschaften wird eben mehr und mehr abgelöst durch strengere gesetzliche Vorgaben, wie die neue Berichtspflicht mit der CSRD, EU-Taxonomie und das Lieferkettengesetz. Dazu kommen die aktuellen Fokusthemen wie CO2 Bilanzierung und Kreislaufwirtschaft, die ebenfalls gesetzlich immer stärker untermauert und getrieben werden.  

Frage: Die genaue Ausgestaltung des europäischen Berichtsstandards im Bereich der Nachhaltigkeit soll erst bis Mitte nächsten Jahres verabschiedet werden. Die Berichtspflicht nach dem neuen Standard beginnt für bislang noch nicht berichtspflichte große Unternehmen sogar erst 2025 (Bericht 2026), für KMU teilweise erst 2028. Haben diese Unternehmen also noch viel Zeit und sollten sich lieber aktuelleren Herausforderungen stellen? 

Auch wenn die verpflichtende Berichterstattung für KMUs noch nicht morgen kommt: Beginnen Sie jetzt schon damit, Strukturen für ein Nachhaltigkeitsmanagement aufzubauen, Multiplikatoren und Verantwortliche im Unternehmen zu finden, Daten zu erfassen und das Nachhaltigkeitsbewusstsein insgesamt auf allen Ebenen zu fördern. Der Bericht spiegelt immer nur die Prozesse wider, die im Unternehmen laufen. Und Prozesse aufzusetzen und diese zum Leben zu bringen, braucht einfach seine Zeit! Unternehmen, die sich auf den Weg zu mehr und ernst gemeinter Nachhaltigkeit machen, profitieren auf vielfältige Weise davon: sei es als attraktiver Arbeitgeber:innen, als Innovationstreiber:innen oder als Garant für Krisenfestigkeit.
 

Frage: Bislang war der Deutsche Nachhaltigkeitskodex immer ein vereinfachter Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Welche Rolle wird er nach Ihrer Einschätzung in den nächsten Jahren spielen? 

Wie oben schon erwähnt, bin ich überzeugt davon, dass der DNK auch durch seine enge Anbindung an den deutschen RNE weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird. Durch seine hervorragende Vernetzung wird er die Entwicklungen beim ESRS aus nächster Nähe beobachten und dementsprechend darauf reagieren können. Anschlussfähigkeit ist und bleibt ein großes Plus des DNK. Ich bin sicher, dass eine Hinführung auf die Erfordernisse des zukünftigen Berichtsstandards ESRS durch den DNK gelingt.
 

Gudrun Engelhardt ist Referentin im #csrkommkon – Seminar zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung und zu „CSRD und der Mittelstand“.

 

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